Für mehr Recycling: Frankreich zeigt Flagge auf Fakuma 2021

Frankreichs kunststoffverarbeitende Industrie setzt auf Kreislaufwirtschaft

Für mehr Recycling: Frankreich zeigt Flagge auf der Fakuma 2021

In Europa hat die Covid-19-Krise den Rückgang sowohl der Produktion als auch der Nachfrage nach Kunststoffen seit 2017 erheblich verstärkt. Mit 55 Millionen Tonnen ging die europäische Produktion im Jahr 2020 um 5,1 Prozent zurück. Mit einem Minus von elf Prozent wird das Phänomen in Frankreich noch deutlicher. Während der Aufschwung noch ungewiss ist, investiert die französische Industrie in die Kreislauffähigkeit ihrer Kunststoffe. Laut Branchenverband Polyvia zählt die Kunststoffindustrie 5.000 Unternehmen mit 230.000 Beschäftigten. 2020 erwirtschafte sie einen Umsatz in Höhe von 65 Milliarden Euro; Frankreich ist weltweit der achtgrößte Exporteur von Kunststofferzeugnissen. Auf die diesjährige Fachmesse für Kunststoffverarbeitung begleitet die staatliche Agentur Business France 56 Unternehmen.

Nahezu alle Bereiche der Kunststoffanwendung wurden in Frankreich von der Gesundheitskrise betroffen. Während die europäische Nachfrage um 4,7 Prozent zurückging, fiel der Unterschied in Frankreich mit 7,5 Prozent noch deutlicher aus. Der Automobilsektor war mit einem Rückgang des Kunststoffverbrauchs um 28 Prozent am stärksten betroffen. Auch die Verpackungsbranche hat wider Erwarten weniger gut abgeschnitten (fast -7 Prozent). Dafür war das Baugewerbe am wenigsten betroffen (-4 Prozent). Schließlich bleibt der medizinische Bereich: Auch wenn er aufgrund der Covid-19-Krise einen Anstieg erfuhr, so bleibt er sowohl in Europa als auch in Frankreich ein marginales Marktsegment (von 1,5 auf 2 Prozent).

Neben dem mechanischen Verfahren ist das chemische Recycling die zweite Säule der Wiederaufbereitung, um die von der EU gesetzten Ziele zu erreichen. Vor dem Hintergrund der geplanten Investitionen der europäischen Kunststoffhersteller und der angestrebten Produktion von 1,2 MT recycelten Kunststoffen im Jahr 2025, hat auch die französische Kunststoffindustrie einen Fahrplan für die teilweise Neuausrichtung der Produktion erstellt. Dieser sieht eine effizientere Verwertung von Plastikabfällen und eine engmaschigere Kreislaufführung von Kunststoffen vor. Diese Verpflichtung unterliegt bereits der Kontrolle durch ein von der Europäischen Kommission getragenes Messinstrument, das More-Label "MObilisés pour REcycler". Seit 2019 wird dieses Label jährlich an Unternehmen vergeben, die recycelte Kunststoffe in ihre Produktion integrieren.

Seit Anfang 2020 haben mehr als 200 französische Unternehmen das More-Label für ihr Engagement in der Kreislaufwirtschaft erhalten. Darüber hinaus leitet Polyméris, das einzige französische Kompetenzzentrum für Kunststoffe, Kautschuk und Verbundwerkstoffe, ein Netzwerk von 380 Mitgliedern und ein Ökosystem von 65 Partnerorganisationen in den Bereichen Forschung, Ausbildung, Labors und industrielle technische Zentren, sogenannte „centres techniques industriels“, CTI. Polyméris ist bestrebt, seine Präsenz in Europa und international durch verstärkte Partnerschaften mit führenden Clustern auszubauen. Ziel ist es, im Zeitraum 2020-2025 50 neue europäische Projekte zu entwickeln und zu unterstützen. Vier Tage lang präsentieren die französischen Unternehmen modernste Technologien und Kompetenzen aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Verpackungs- und Automobilindustrie, dem öffentlichen Bauwesen oder dem Gesundheitssektor.