Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland rechnet auch im kommenden Jahr mit einem Produktionsrückgang. Erstmals seit vielen Jahren droht der Branche ein leichter Beschäftigungsabbau. Die schwierige konjunkturelle Lage des Maschinen- und Anlagenbaus spiegelt sich in wichtigen Kennziffern wider. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres gingen real acht Prozent weniger Aufträge ein. Die Kapazitätsauslastung sank im Oktober auf 79,1 Prozent. „Das ist eine deutliche Unterauslastung. Ein zunehmender Teil der Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, die Produktion angesichts kräftig sinkender Orders durch ihre Auftragsbestände ausreichend abzupuffern“, erläutert Kawlath.
Produktionsminus von sieben Prozent in den ersten zehn Monaten
In den ersten zehn Monaten ging die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau nach zum Teil vorläufigen Zahlen um 6,8 Prozent zurück. „Für das Gesamtjahr 2024 rechnen wir unverändert mit einem Produktionsminus von real acht Prozent zum Vorjahr“, sagt der VDMA-Präsident. Im kommenden Jahr dürften die sinkenden Zinsen nicht nur dem Konsum, sondern auch der weltweiten Investitionsbereitschaft zugutekommen und eine konjunkturelle Erholung einleiten. Ein fulminanter Aufschwung der Weltwirtschaft sei aber nicht zu erwarten.
Produktionsrückgang von zwei Prozent bis 2025 erwartet
„Zentrale Belastungsfaktoren wie Kriege und Protektionismus sowie Strukturbrüche bleiben uns erhalten. Wir müssen also weiterhin mit viel Gegenwind rechnen und bestätigen daher unsere Prognose, wonach der Maschinen- und Anlagenbau 2025 ein reales Produktionsminus von zwei Prozent verbuchen wird“, betont Kawlath.
Maschinen- und Anlagenbau fordert Kehrtwende der Politik
Um den Standort Deutschland und Europa zu stärken, fordert der VDMA daher eine deutliche Kehrtwende der Politik. „Wir erleben eine Welt, die von Verunsicherung geprägt ist: aufgrund von Kriegen, von handelspolitischen Grabenkämpfen und von Wahlerfolgen extremistischer Parteien und Kandidaten mit ihren Parolen, die unsere freiheitlich-marktwirtschaftliche Grundordnung destabilisieren oder sogar zerstören wollen“, so VDMA-Präsident Bertram Kawlath auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt. „Umso mehr brauchen wir endlich wieder eine klare und verlässliche Wirtschaftspolitik, die Unternehmen Vertrauen und Freiräume schenkt und ihnen die Flexibilität gibt, erfolgreich im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Schluss mit der Überregulierung, Schluss mit engen technologischen Vorgaben und auch Schluss mit der viel zu hohen Kostenbelastung am Standort Deutschland“, forderte er.
Nach einer aktuellen Umfrage unter gut 500 Mitgliedsunternehmen rechnen 61 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit einem Personalabbau und nur 20 Prozent mit einem Personalaufbau. „Insbesondere große Unternehmen sind pessimistisch“, so der VDMA-Präsident. Nur im Nachwuchsbereich gebe es unverändert mehr Betriebe, die Stellen aufbauen wollen, als solche, die einen Abbau planen. „Unterm Strich rechnen wir mit einem leichten Stellenabbau im nächsten Jahr“, bilanziert Kawlath. Daher seien auch auf dem Arbeitsmarkt nun rasch tiefgreifende Reformen nötig.
Umfrage: Drei von vier Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau wollen US-Geschäft ausweiten
Mit dem Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump im Januar 2025 muss sich auch der Maschinen- und Anlagenbau im US-Geschäft auf neue Turbulenzen einstellen. „Die Ära Trump 2.0 wird mit einiger Sicherheit disruptiver als die erste Amtszeit. Wir sind auf mehr Störungen vorbereitet, glauben aber, dass der US-Markt nach wie vor Chancen für uns bieten wird“, sagt Kawlath.
Er berief sich dabei auch auf eine aktuelle VDMA-Umfrage unter 560 Mitgliedsfirmen. Demnach wollen die meisten Unternehmen ihr USA-Geschäft ausweiten beziehungsweise ein solches aufnehmen. Rund die Hälfte der Unternehmen, die eine Intensivierung ihres USA-Geschäfts planen, möchte dies in Form von Produktion oder Montage tun.
China und der Handel: Auf Einhaltung von WTO-Regeln beharren
Mit Blick auf China erwartet den Maschinen- und Anlagenbau eine zunehmend verschärfte Konkurrenz, auch auf Drittmärkten. Gestützt wird dies auch durch staatliche Eingriffe, die den Wettbewerb verzerren. „Generell bieten chinesische Unternehmen in vielen Sektoren ihre Produkte zu nicht nachvollziehbaren Preisen an. Mit unserer Wettbewerbsstudie zu China vom Juli 2024 haben wir belegt, dass es in China zahlreiche Subventionierungen der Maschinenbauunternehmen auf allen Ebenen gibt. Hier fordern wir ganz klar, dass die deutsche und europäische Politik nicht lockerlässt und auf Einhaltung der WTO-Regeln beharrt. Das heißt auch, dass chinesischen Wettbewerbsverstößen mit WTO-konformen Maßnahmen begegnet werden sollte“, betonte der VDMA-Präsident.
Klimaschutz: Globaler Markt für Emissionsminderungen bietet Chancen
Auch wenn die Regierungskrisen in Europa und die Kriege in der Ukraine und in Nahost derzeit das politische Geschehen bestimmen. „Die große Herausforderung, den Klimawandel in den Griff zu bekommen stellt sich mit unveränderter Dringlichkeit“, betont der VDMA-Präsident. „Die Klimatransformation ist und bleibt eine globale Schicksalsfrage und bietet eine große Chance für den Maschinen- und vor allem Anlagenbau. Globale Chancen zu nutzen und Wertschöpfung in Deutschland und Europa aufzubauen und zu halten, funktioniert aber nur, wenn man die EU nicht zum globalen Maßstab macht. Wir brauchen pragmatische Herangehensweisen und Lösungen auf allen Ebenen.“