Kreislaufwirtschaft: Wie Erema Kunststoffen ein zweites Leben gibt

Softwareplattform Zenon ermöglicht Maschinenvisualisierung durch reines Parametrieren

Für die Maschinenvisualisierung nutzt Erema bereits seit 1999 Zenon von Copa-Data

Recyclingmaschinen von Erema führen gebrauchte Kunststoffprodukte in den Produktionskreislauf zurück. Damit tragen sie zum Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und zur Vermeidung von Kunststoffabfällen bei. Die durchgängige Steuerung und Visualisierung auf Basis der Softwareplattform Zenon sorgt für höchste Effizienz in Engineering und Betrieb. Um unseren Planeten vor dem Kollaps zu bewahren, müssen wir mehr tun, als den Klimawandel durch die Reduktion von Treibhausgasen zu begrenzen. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, den Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen wie Kohle, Erdöl und Erdgas radikal einzuschränken. Es bedeutet auch, die Verschmutzung von Böden und Gewässern durch nicht abbaubare Abfälle zu vermeiden.

Gebrauchte Kunststoffprodukte dürfen weder auf Deponien noch in den Meeren landen. Auch die thermische Verwertung, also die Weiterverwendung als Brennstoff in Fernheizkraftwerken, ist zu hinterfragen. Ziel muss eine Kreislaufwirtschaft sein, in der sie als Sekundärrohstoffe in die Produktionskette zurückfließen und neue Produkte entstehen. Diese sollen ebenso hochwertig sein wie jene, aus denen sie entstanden sind. Recycling ist nur dann ökonomisch und ökologisch sinnvoll, wenn es Energie, Wasser, Platz und Kosten spart, also ressourceneffizient ist. Diesen Zielen hat sich die Erema Engineering Recycling Maschinen und Anlagen im österreichischen Ansfelden mit der Entwicklung und Produktion von Kunststoffrecyclingmaschinen für alle thermoplastischen Kunststoffe wie PE, PP, PET, PS, ABS, PA, PC, Biopolymere und Compounds verschrieben.

Verpackungen aus Verpackungen

Weltweit sind mehr als 6.500 Erema-Anlagen im Einsatz. Damit produzieren die Kunden von Erema jährlich insgesamt mehr als 14 Millionen Tonnen Kunststoffgranulat und verarbeiten 2,5 Millionen Tonnen PET zu lebensmitteltauglichem rPET, aus dem Getränkeflaschen und ähnliche Produkte hergestellt werden. Sie schätzen die Anlagen wegen ihres Innovationsgrades, ihrer Robustheit und Betriebssicherheit sowie ihrer kompromisslosen Lebensmitteltauglichkeit, Sicherheit und Energieeffizienz. Im November 2021 erhielt Erema den Plastics Recycling Award Europe in der Kategorie „Recycling Machinery Innovation of the Year“. Ausgezeichnet wurde ein Recyclingsystem zur Aufbereitung von HDPE-Lebensmittelverpackungen zu hochwertigem Rezyklat, das in Verpackungen für Kosmetika oder Lebensmittel wiederverwendet werden kann.

In den PET-Recyclinganlagen von Erema werden die gewaschenen PET-Bottle-Flakes zunächst im Reaktor unter absolutem Vakuum erhitzt, vorgetrocknet und in mehreren Stufen gereinigt. Bei den Vacurema-Anlagen erfolgt zusätzlich die Dekontamination in einem Vakuumreaktor. Anschließend wird das Material kontinuierlich an die direkt angeschlossene Extrusionseinheit übergeben, mit der Extruderschnecke schonend aufgeschmolzen und verdichtet sowie mit höchster Feinheit filtriert. Dies erhöht die Energieeffizienz des Gesamtprozesses und sorgt für konstante Werte bei Farbe, intrinsischer Viskosität und Qualität. Anschließend wird entweder ein hochwertiges, lebensmitteltaugliches Granulat für die Weiterverarbeitung hergestellt oder die Schmelze wird, um weitere Energie zu sparen, inline in einem Arbeitsgang z.B. einer Preformanlage zur Herstellung von PET-Flaschenvorformlingen oder einer Flachfolienanlage zur Herstellung von Folien zugeführt.

Modularer Maschinenaufbau vereint Komplexität und Skalierbarkeit

Die Maschinen und Anlagen von Erema sind modular aufgebaut. So können sie je nach Bedarf zu hochkomplexen Gesamtanlagen zusammengestellt werden. Diese reichen von der reinen Materialaufbereitung bis hin zu schlüsselfertigen Lösungen, bei denen die Schmelze direkt zu den gewünschten Endprodukten wie Flaschen oder Folien weiterverarbeitet wird. Zum Steuern der einzelnen Maschinen und Teilanlagen verwendet Erema speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) eines führenden europäischen Herstellers. „Für das Steuern, Bedienen und Beobachten der Gesamtmaschinen ist aufgrund deren Komplexität eine übergeordnete Lösung erforderlich“, sagt Erema-Automatisierungstechniker Siegfried Blaslbauer. „Um die verschiedenen Anlagenkomplexitäten abzubilden, muss diese einfach zu bedienen und mit überschaubarem Engineering-Aufwand skalierbar sein.“

Erema nutzt Zenon für Maschinenvisualisierung

Bereits seit 1999 nutzt Erema Zenon für die Maschinenvisualisierung, die zu jener Zeit noch nicht Standard war, sondern als Option angeboten wurde. Siegfried Blaslbauer war zu diesem Zeitpunkt seit mehr als einem Jahrzehnt bei dem Recyclingmaschinenhersteller beschäftigt. Als einer der Beweggründe für die Einführung der Softwareplattform Zenon von Copa-Data nennt er deren Fähigkeiten zur Archivierung von Produktions- und Betriebsdaten, die andere Scada-Systeme damals in dieser Umfänglichkeit, Geschwindigkeit und Qualität nicht bieten konnten. „Wir schätzten die Möglichkeit, im Engineering ohne zusätzliche aufwendige Programmierung mit Standardmodulen auszukommen und Visualisierungsprojekte durch reines Parametrieren zu erstellen“, erklärt der Automatisierungstechniker. „Diese Aufgabe erleichtert Zenon zusätzlich noch mit der Möglichkeit, unterschiedliche Maschinenkonfigurationen mittels Rezepturen abzubilden.“

Die Visualisierung mittels Zenon wurde sehr schnell zum Standard bei Erema-Maschinen. Ihre Funktionen wurden laufend ausgebaut. Dabei nutzen die Automationsingenieure sehr intensiv die Funktionalitäten der Softwareplattform, wie zum Beispiel die Chargenverfolgung oder die Energieüberwachung. „Für Zenon spricht neben der einfachen Integration der SPS-Systeme unter anderem, dass es Lösungsansätze aus vielen Branchen einfach nutzbar macht“, bestätigt Siegfried Blaslbauer. „Diese integrierten Lösungspakete helfen uns, Maschinen im Betrieb besonders effizient und energiesparend zu gestalten." Beschränkte sich die Nutzung von Zenon früher auf die Visualisierung von Einzelmaschinen, so deckt Erema heute alle Bedarfsfälle bei der Visualisierung seiner Maschinen und Anlagen ab. Dabei ist auch die übergeordnete Gesamtsteuerung komplexer Großanlagen ein Thema. Gleiches gilt für die Anbindung an MES-Systeme, etwa für die Integration von Schicht- oder Wartungsplänen.

Standardisiertes Engineering reduziert Aufwand für Test und Inbetriebnahme vor Ort um bis 30 Prozent

Auch im Engineering setzen die Automatisierer bei Erema auf Automatisierung. Dazu nutzen sie Smart Objects, die Zenon in Bibliotheken für die Erstellung von Bildern, Funktionen und deren Kombinationen zur Verfügung stellt. Diese können überall in einem Zenon Projekt aufgerufen und damit beliebig oft wiederverwendet werden. „Engineering mit Zenon ersetzt nicht das Denken, aber die Automatisierung mit Smart Objects hat uns bei der aktuellen Maschinengeneration viel Zeit erspart“, berichtet Martin Kienbauer, Leiter Automatisierung bei Erema.

Die rund 200 Aktoren und Sensoren, die in diesen Maschinen zum Einsatz kommen, werden SPS-seitig per Funktion angesteuert. Zu jeder dieser Funktionen haben die Automatisierungsspezialisten von Erema ein äquivalentes Smart Object erstellt. „Damit können wir die Übereinstimmung zwischen dem Verhalten der Funktion im Inneren der Maschine und auf der Visualisierung gewährleisten und Software-Inkompatibilitäten als Fehlerursache ausschließen“, erklärt Martin Kienbauer. „Der Aufwand hat sich schnell amortisiert, denn das reduziert den Aufwand für Test und Inbetriebnahme vor Ort um 20 bis 30 Prozent.“